2. eCommerce Logistik Day – Lösungen für die steigende Paketflut

Bereits zum zweiten Mal wurde der eCommerce Logistik Day in Wien veranstaltet. CASH war vor Ort und hat die wichtigsten Programmpunkte zusammengefasst.

Nach der interessanten Veranstaltung im Vorjahr fand am 28. September 2017 der 2. eCommerce Logistik Day statt. CASH berichtete vor Ort und zeigt Ihnen die spannendsten Aussagen der Speaker. Eingeleitet wurde die Veranstaltung von Bernd Kratz (Gesellschafter, Institut des Interaktiven Handels). Bei hohen Wachstumsraten wie wie Zalando kommen auf Logistiker neue Herausforderungen zu. „Das muss man als Logistiker erst einmal schaffen“, so Kratz. Auch in Österreich zeigt die Richtung nach oben: Mit einem Pro-Kopf-Umsatz von 885 Euro ist man bereits an vierter Stelle in Europa. Hier hat man laut Kratz in den vergangenen Jahren aufgeholt und etwa Länder wie Deutschland überholt.

Roboter als neue Fachkräfte
In der Logistik gibt es einen Fachkräftemangel. Unternehmen wie Magazino oder GreyOrange wollen mit automatisierten Lösungen entgegenwirken. Die Roboter von Magazino können den Pick durchführen. Durch Auswertung von Daten wurde den Maschinen eine Hand-Auge-Koordination beigebracht. Samay Kohli, Co-Founder und Group CEO von GreyOrange, hat es mit seinen Robotern geschafft, intelligente Automation in die Lager zu bringen. Das heißt: Die Software der Roboter entscheidet, wie die Hardware benutzt wird. „Das erhöht die Flexibilität und Skalierbarkeit für die Unternehmen“, so Kohli. Er sieht die Umsetzung der voll automatisierten Fabrik in etwa zehn Jahren. Für Christian Zillner (Magazino) ist jedoch klar, dass dort trotzdem Servicetechniker arbeiten werden.

Reagieren die Mitarbeiter im Logistiklager kritisch auf die Entwicklungen? „Unserer Erfahrung nach mögen sie die Entwicklung, da sie IT-Systeme auch besser verstehen“, so Kohli. Und für Zillner „geht es um die Art und Weise, wie mit den Mitarbeitern umgegangen wird. Wir haben den Mitarbeitern einmal gezeigt, wie Roboter überhaupt funktionieren und wo auch ihre Grenzen liegen. Wichtig ist eine klare Kommunikation.“

Retouren als „Warenverleih“
Ein wichtiges und oftmals entscheidendes Thema in der Logistik ist die Retoure. Risto Pfalz (Bernhard Unternehmensberatung) behandelte diesen Punkt in seinem Vortrag. Die Möglichkeit von Retouren bauen Schwellen beim Bestellen ab, so Pfalz. „Frauen agieren anders als Männer. Männer shoppen nicht, sie beschaffen.“ Eine Ware zu retournieren ist auch eine Frage des Alters. Mit steigendem Alter liegt die Schwelle beim Retournieren höher. Pfalz hierzu: „Retouren sind praktisch ein Stück weit gelernt.“

Retouren werden aber auch missbräuchlich verwendet und oftmals laut Pfalz als Möglichkeit zum „Warenverleih“ angesehen. Bei hochretournierenden Kunden wird schon einmal der Name gegoogelt. „In einem Fall war der Kunde ein Model, das sich vor jedem Shooting-Termin über Retouren Ware besorgt hat und diese danach zurückschickte.“

Logistiker der Wahl
Ein interessantes Produkt liefert Stefan Hollmann der Logisitkbranche mit shipcloud. Payment Service Provider ermöglichen es Onlinehändlern, ihren Kunden unterschiedliche Zahlungsarten anzubieten. Ähnlich agiert shipcloud: Die User können sich hier ihren Lieferanten aussuchen. Viele Anbieter offerieren keine Abend- oder Samstagszustellung – mit shipcloud kann der Kunde nun Logistiker im Webshop auswählen, die ihren Wünschen gerecht werden.

Eines der Logistikunternehmen, die man mit shipcloud in seinen Onlineshop integrieren kann, ist DHL Paket Austria. „Wir überlegen uns, wie Logistik im Jahr 2050 aussehen kann“, so Österreich-Chef Günter Birnstingl. Es wird abgewogen, welche Trends die Branche in den nächsten Jahren beherrschen werden. 3D-Printing könnte nach Birnstingl die Logistik entscheidend prägen. „Manche behaupten ja, Logistiker werden künftig in großen Hallen mit 3D-Druckern die Ware produzieren. Die DHL beschäftigt sich schon jetzt mit diesen Entwicklungen, um auf die Zukunft vorbereitet zu sein.“

Service hat auch einen Wert
Ein weiteres Thema am 2. eCommerce Logistik Day war Same-Day-Delivery. Laut Stefan Grad von A-COMMERCE ist dies in der Gegenwart in Österreich kein Thema, aber: „Derzeit ist der Online-Lebensmittelhandel noch nicht wirtschaftlich rentabel. Doch das Thema wird in den nächsten Jahren kommen. Umut Kivrak, Mitgründer von Yipbee, ist der Meinung: „Österreich muss man gesondert betrachten. Uns geht es sehr gut, was die Nahversorgung und Dichte der Geschäfte betrifft.“ Es gibt laut Kivrak trotzdem eine Zielgruppe, die den Service in Anspruch nehmen will, „doch es wird seine Zeit brauchen“. Die von Grad angesprochene Wirtschaftlichkeit nahm auch Birnstingl auf: „Dass Same-Day-Delivery auch etwas kostet, ist beim Kunden noch nicht angekommen.“ So will man zwar mehr Service, aber nicht dafür bezahlen. Auch Yipbee-Co-Founder Stefan Muntean ist der gleichen Meinung: „Bei Lebensmitteln sind Österreicher und Deutsche sehr knausrig. Diese wollen hier nur schwer für Versandkosten bezahlen.“

Wird also künftig alles nur mehr online geordert werden, die Innenstädte aussterben? Kivrak bezieht hier abschließend Position: „Ich glaube an keine Welt, in der wir nur mehr online kaufen. Aber stationär wird künftig stärker inspirieren, online wird dann letzendlich zustellen.

Autor: Manuel Stenger, CASH – Das Handelsmagazin

Herzlichen DANK für den Nachbericht!

Translate »